ENSELEIT: Straßennamen sind nur ein Element - wir brauchen endlich eine ehrliche und umfassende Erinnerungskultur
Zur Diskussion um die Umbenennung von Straßennamen, angestoßen von der Landesbeauftragten für die Aufarbeitung der SED-Diktatur in Mecklenburg-Vorpommern, Anne Drescher, äußert sich die stellvertretende Vorsitzende der FDP-Fraktion und Mitglied im Wissenschafts- und Europaausschuss, Sabine Enseleit:
"Es ist gut, dass wir uns endlich dieser Diskussion stellen und überlegen, wie wir mit dem Erbe der jüngsten Vergangenheit umgehen. Denn nach wie vor ist vielen Betroffenen im Land nur schwer zu vermitteln, warum wir weiterhin an Straßenbenennungen nach Wilhelm Pieck oder Wladimir Iljitsch Lenin festhalten. Die Benennung von Straßen nach Personen stellt eine hohe Form der Ehrung durch die Städte dar, die Pieck oder Lenin in einem liberal-demokratischen Staat wie der Bundesrepublik Deutschland nicht gebühren sollte."
"Von Kommunal- genau wie Landespolitikern erwarte ich progressives Handeln und nicht die Übernahme der Argumentation 'die Straße hieß schon immer so'. Die schlicht nicht haltbar ist. Auch die Mecklenburgstraße in Schwerin hieß einst Hermann-Matern-Straße und wurde nach der Wiedervereinigung zu Recht umbenannt."
"Mein Vorschlag an die Bürger von Malchow, Krakow am See oder auch Dabel und Quetzin ist, von ihren Gemeindevertretern die Umbenennung der Wilhelm-Pieck-Straßen in Arno-Esch-Straßen zu fordern – einem Vorbild im Kampf gegen das Unrecht und für die Freiheit. Arno Esch ist ein prominentes Opfer der sowjetischen Militärtribunale und steht stellvertretend für die vielen, vielen anderen Opfer, die noch heute unter den Folgen der Diktaturen leiden.“