ENSELEIT: Die Erinnerungskultur weiter stärken
Zum Europäischen Tag des Gedenkens an die Opfer von Stalinismus und Nationalsozialismus erklärt die wissenschaftspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, MdL Sabine Enseleit:
"Heute gedenken wir der Millionen Opfer des Nationalsozialismus und des Stalinismus. Wir gedenken der Menschen, die brutal aus ihrem Leben gerissen, entmenschlicht und ermordet wurden. Wir erinnern uns an diejenigen, die ihre Eltern, Geschwister, Kinder und Freunde verloren haben und an diejenigen, die gegen diese Grausamkeiten kämpften."
"Diese Erinnerung muss zentraler Bestandteil unserer Gesellschaft und unserer politischen Kultur sein. Allerdings braucht unsere Demokratie viel mehr als nur Gedenktage. Wir benötigen eine aktive Aufarbeitung der Geschichte, um zu verhindern, dass sich diese Verbrechen wiederholen. Und genau hier haben wir besonders in den ostdeutschen Bundesländern noch verstärkten Aufholbedarf. Es finden beispielsweise noch viel zu wenig öffentliche Debatten statt, in denen die Verbrechen der UdSSR im eigenen Land und in der SBZ wie auch der DDR aufgearbeitet und diskutiert werden."
"Nach wie vor fehlt in Mecklenburg-Vorpommern eine zentrale Gedenkstätte für die Opfer der SED-Diktatur sowie eine auskömmliche Ausstattung der Arbeit des Landesbeauftragten für die Aufarbeitung der SED-Diktatur. Auch das Dokumentationszentrum des Landes für die Opfer der Diktaturen in Deutschland in Schwerin und das Stasi-Dokumentationszentrum in Rostock müssen mit weiterem wissenschaftlichem Personal und auch finanziellen Mitteln ausgestattet werden, um ihre wichtige Arbeit strukturell und personell langfristig voranzutreiben und auszubauen."
"Viele Opfer haben außerdem bis jetzt keine Entschädigung erhalten. Für ihr erlittenes Unrecht, unter den Folgen sie heute noch leiden, werden zahlreiche Gutachten verlangt. Eine weitere Demütigung, die dennoch in den meisten Fällen nicht anerkannt werden."
"Das Erbe des diktatorischen Handelns lebt in der erneuten Radikalisierung weiter. Das zeigt die zunehmende autoritäre, radikale und antiliberale Agitation im Land. Darum sollten wir den heutigen Tag auch dazu nutzen, uns zu hinterfragen, ob wir genug tun, um autoritäres und radikales Denken und Handeln nicht wieder salonfähig werden zu lassen. Wir brauchen eine aktive und ehrliche Auseinandersetzung mit den Themen. Denn ein verdrängtes Erbe wird zurückkommen."