DOMKE zum Pflichtjahr: Es gibt keine Rechtfertigung für diesen Freiheitseingriff
Zur Debatte um die Forderung nach einem (sozialen) Pflichtjahr äußert sich der Vorsitzende der FDP-Landtagsfraktion, René Domke:
„Die Debatte ist durchschaubar. Es geht dabei nicht darum, jungen Menschen Orientierung zu geben, sondern man will die Versäumnisse in der Fachkräftesicherung retuschieren. Zu wenig Pflegekräfte? Zu wenig Hilfskräfte und Assistenten? Dann nehmen wir doch einfach die jungen Menschen, verpflichtend und unterbezahlt. Dass diese dadurch später in Ausbildung, Studium und damit in einen Beruf kommen, Zeit verlieren, ihre eigene Vorsorge aufzubauen und für die Vorsorge der Vorgenerationen aufzukommen, wird einfach mal ausgeblendet.
Es gibt keine Rechtfertigung dafür, auf eine solche Weise in die Freiheit und das Leben junger Menschen einzugreifen. Jeder sollte nach seiner Schullaufbahn selbst entscheiden dürfen, wie er seine Zukunft ausgestalten will. Nach mehreren Jahren Corona-Pandemie, in der gerade die jüngeren Generationen besonders starke Einschränkungen erdulden mussten, muss es für diese wie der blanke Hohn klingen, wenn noch mehr Lebenszeit fremdbestimmt werden soll. Statt Verpflichtung sollte man für freiwilliges soziales Engagement Anreizsysteme setzen, die sich begünstigend auf die spätere Karriere der Jugendlichen auswirken.
Auch sollten wir froh darüber sein, dass vor einigen Jahren die Wehrpflicht sowie die Wehrersatzdienste als Relikte vergangener Zeit abgeschafft wurden, zumal seinerzeit weder eine Wehrgerechtigkeit noch eine vernünftige Grundausbildung gewährleistet waren. Es war vor allem die CDU, die es danach versäumte, eine gut ausgebildete und ausgestattete Berufsarmee aufzubauen und die Pflege und Sozialberufe statt mit billigen jugendlichen Arbeitskräften mit Fachkräften abzusichern. Der Vorschlag des CDU-Chefs kann gerne wieder in der Mottenkiste verschwinden, aus der er für das Sommerloch herausgekramt wurde. In Zeiten von Fachkräftemangel in vielen Branchen wäre die Einführung eines Pflichtjahrs ein fatales Zeichen, weil die Fachkräfte immer später in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung kommen.“