BECKER-HORNICKEL: Welt-Braille-Tag - Blindes Verstehen bei Teilhabe von Menschen mit Sehbehinderung nötig

Zum morgigen Welt-Braille-Tag führt die sozialpolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion in Mecklenburg-Vorpommern, MdL Barbara Becker-Hornickel, aus:

„Im neuen Jahr richten wir am 4. Januar unser Augenmerk insbesondere auf Menschen, die blind oder sehbehindert sind. Braille ist die international verwendete Punktsprache von Menschen, deren Augen so stark beeinträchtigt sind, dass sie die Schwarz-Weiß-Schrift nicht (mehr) lesen können. Auf diese frühe Idee von Inklusion ist ein Teenager in Frankreich gekommen. Louis Braille, damals gerade mal 16 Jahre alt, hat mit der nach ihm benannten Punktschrift bis heute unzählige blinde Menschen weltweit dazu befähigt zu kommunizieren, indem sie einfach miteinander punkten. Lesen zu können ist seitdem für Menschen, die sehbehindert oder blind sind, ein kleines Wunder! Aber es braucht geschulte Lehrerinnen und Lehrer, die es nicht nur Kindern, sondern auch ihren Eltern punktgenau beibringen. Auch wir in Mecklenburg-Vorpommern müssen Menschen, die von Geburt an blind sind oder aber durch Krankheit wie Diabetes oder Alter zunehmend erblinden, Punkt für Punkt darin unterstützen, selbstbestimmt lesen, schreiben und das Leben verstehen zu können. Lesen können ist Lebensqualität!“

„Punkt für Punkt in das eigene Leben starten - das ist die bemerkenswerte Innovation des französischen 16-Jährigen, Louis Braille, gewesen, der 1809 die Blindenschrift erfunden hat. Weltweit leben 43 Millionen blinde Menschen, die ihm ihre beeindruckende Art des Lesens zu verdanken haben. Vielerorts gibt es auch im öffentlichen Raum wie an Automaten  die punktbasierten Orientierungssysteme für Menschen mit Sehbehinderung. Um kulturelle Teilhabe in Mecklenburg-Vorpommern zu gewährleisten, braucht es flächendeckend zusätzliche Braille-Tafeln an Denkmälern und Sehenswürdigkeiten. Auf Initiative des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbands e.V. (DBSV) zählt die 'Verwendung und Weitergabe der Brailleschrift in Deutschland‘ seit März 2020 sogar zum Immateriellen Kulturerbe. Wenn sich also die Stadt Schwerin aktuell als Weltkulturerbe bewirbt, wäre ein wirklich an den Bedürfnissen der blinden Menschen orientiertes inklusives Stadtentwicklungskonzept lohnenswert. Und das alles ginge sogar mit digitalisierten Displays für Braille.“

„Vor dem Hintergrund einer zunehmend alternden Gesellschaft gibt es eigentlich kaum belastbares Zahlenmaterial zu Sehbehinderung und Blindheit in Deutschland. Dies wäre wiederum für eine Planungssicherheit der öffentlichen Hand wie in Mecklenburg-Vorpommern notwendig, um davon einen Qualifizierungsbedarf in der Erzieher- oder Lehrerbildung ableiten zu können. Gerade in der Erwachsenenbildung sind geschulte Vermittlerinnen und Vermittler der Blindenschrift nötig. Menschen mit Sehbehinderung dürfen nicht als statistischer Sonderfall von Chancengleichheit ausgeschlossen werden. Auch sie haben ein Recht darauf, auf dem Arbeitsmarkt zu bestehen und ihre ganz besondere Sicht der Dinge einbringen zu können. Braille ist taktiles Lesen. Von der Kita bis zum Seniorenheim gilt es betroffene Menschen unterschiedlichen Alters jederzeit darin zu fördern, ihre Sprache mit der Fingerkuppe erfühlen zu können. Literalität, also die Lesefähigkeit durch Braille, ist gerade für blinde Menschen ein zentrales Ziel von Alphabetisierung, damit sie Selbstwirksamkeitserfahrung gewinnen!“